Swingender Streifzug der Big Band Ulm

Foto: Julia König

»Wasserfontänen plätschern, das Bier zischt, Füße wippen: Die Big Band Ulm unter der Leitung Jens Nüßelers im Glacis. Richtige Open-Air-Profis mit Sonnenhut, Sitzkissen und Klappstühlchen bevölkern Neu-Ulms grüne gute Stube. Eine herrliche Kulisse! Und Petrus spielt mit: wolkenloser Himmel, laue Temperaturen. Vor der Zeltdach-Bühne und im angrenzenden Biergarten bevorzugen mehr als 800 Zuhörer einen Platz im Schatten.

Man musste kein ausgewiesener Jazzfan sein, um sich unter dem Motto „Sounds of Swing“ von fetzigen Standards und Main-Stream-Klassikern wie dem umjubelten Glenn-Miller-Medley begeistern zu lassen.

Letztes Jahr war der Auftritt buchstäblich ins Wasser gefallen. Diesmal war alles paletti: ein musikalisches Allzeithoch in bester Sommerlaune. Zumal Dirigent Jens Nüßeler im kanariengelben Jackett zur schwarzen Hose (ein BVB-Fan?) auch als Moderator (und später als Tenorsaxophon-Solist) den richtigen Ton fand.

In mitreißender Vitalität sorgte er mit dem leistungsstarken Amateur-Aufgebot aus fünf Saxophonen, darunter Magdalena Letsche (auch Flöte) als einziger Dame, vier Posaunen, vier Trompeten sowie einer erdig-groovenden fünfköpfigen Rhythmusgruppe im typischen Stil der Bigbands aus den 20er bis 40er Jahren für einen druckvollen, vom Tontechniker gut abgemischten Sound. Etliche Solisten wie Lars Erdmann (samtweiches Flügelhorn) konnten sich souverän im swingenden Streifzug profilieren. Lustvoll fürs Publikum, das sich die Hände heiß applaudierte, lustvoll für die spielfreudige Band.

Trumpf zwischen funkigem Jazz und Schmachtballaden, Schmettern und Schmalz war Sänger Ralph Merkle im Outfit eines Westentaschen-Mafioso mit Henry Mancinis „Meglio Stasera“. Nach „New York, New York“ und dem etwas schwachen „Moonlight In Vermont“ lief er in Frank Sinatras „My Way“ und Al Jarreaus „Boogie Down“ zum Mitklatschen mit Scatt-Gesang bei funkigen Gitarren zur großen Form auf. Nach knapp zwei Stunden und viel Futter für die Mitnick-Fraktion setzte Ray Hendersons „Birth Of The Blues“ als Zugabe noch eins drauf.«

Südwest Presse, 02.08.13