Biergartenkonzert macht Laune auf den Glacis-Abend
»Liebhaber von knackigem Jazz und Swing sind im Biergarten Liederkranz voll auf ihre Kosten gekommen. Die Big Band Ulm sorgte zweieinhalb Stunden lang für musikalische Unterhaltung auf hohem Niveau – bis ein Wolkenbruch der schnurrenden Jazzmaschine den Motor abwürgte.
Die rund 20 ambitionierten Musiker, von denen viele aus dem Profi-Sektor kommen, spielten unter ihrem Bandleader Jens Nüßeler eine reizvolle Mixtur aus launigem Swing, Funk und Latin Jazz. Bestes Sonnenwetter hatte nicht wenige Musikfreunde in die schattigen Biergartenecken gelockt, mit einem fabelhaft hochtourenden Buddy-Rich-Tribut „Big Swing Face“, das die vorzüglich aufgelegte Bläsersektion vorstellte.
Weiche Saxofonschlenker, knackiges Schlagzeug (Matthias Zeile) und schillernde Trompeten über dem weichen Bett herrlich lässiger Posaunen – ein Einstieg, der gute Laune machte und Appetit auf mehr. Die drückende Hitze stand dem Genuss solcher Klassiker wie Sonny Rollins‘ „Doxy“ nicht im Wege – die geschmeidig schreitende Basslinie, über der sich eine geschmeidig tänzelnde Melodie ausbreitet, wurde von der Ulmer Big Band mit viel Pfeffer in den Details kredenzt. „Count Bubba“ gefiel besonders – ein fettes Arrangement, herrlich groovend, das allen Teilnehmern der Band Möglichkeiten bietet zu glänzen und zu glühen. Ohne Sänger Ralph Merkle wäre der „Swing Noon“ nur halb so amüsant: Mit sonorem Timbre gab er Nat King Coles Klassiker „Straighten up and fly right“ ebenso die Sporen wie dem Frank-Sinatra-Klassiker „New York, New York“. Die Rhythmus-Sektion (Soeren Riegert am Piano, Wolfgang Decrusch, Gitarre, Korbinian Kugler, Bass) tat sich mit genießerischen Soli hervor.
Wenn die Ulmer Big Band am kommenden Mittwochabend auf der Glacis-Bühne auftritt, wird man auch manches zu hören bekommen, was am Samstag dem jähen Regeneinbruch zum Opfer fiel – etwa den Gordon-Brisker-Swingklassiker „gone but not forgotten“ oder eine Swing-Fassung des „Oasis“-Titels „Wonderwall“ – ein Arrangement von Paul Anka.
Keine Frage: Die weitgehend junge Big Band hat sich mit Herzblut dem Swing der Big-Band-Ära verschrieben und weiß diesen mit Respekt vor dem Original zu präsentieren.
Die fabelhaft aufeinander eingestimmten Musiker schultern jede noch so vertrackte Rhythmik, spielen sich mit Finesse und Eleganz durch beliebtes Swing-Terrain und erobern sich dabei auch Areale des Pop und des Rock.
Eine ideale Steilvorlage für Urlaubs- und Sommerstimmung, vor allem, wenn dann auch das Wetter stimmt.«
Neu-Ulmer Zeitung, 30.07.13